16. September 2023
Um kurz vor sechs ist die Nacht für die drei im Wald zu Ende. Es wird hell und der Running-mate braucht Futter. Seinen Magen füllen wir nochmal bis zum Rand.
Gerald prüft die Messgeräte – alles läuft einwandfrei.
Danach haben wir Zeit, Fotos und Videos zu machen. Faszinierende Motive gibt es in Hülle und Fülle. Wir machen davon reichlich Gebrauch. So entdeckt er unter der Rinde eines abgestorben Kautschuk-Baumes eine süße Baby-Vogelspinne, die wir eingehend inspizieren.
Er hat auch die Info erhalten, dass der Rest der Gruppe erst um 10 Uhr in Santarem losfahren wird. Reichlich spät für unseren ersten Kaffee…
Also warten und Wasser trinken.
Um 11 treffen die Basisstations- (Lang-)Schläfer mit den Pickups ein. Wir besprechen die Lage und gehen zum Mittagessen. Nur Reinhard und Jakob nutzen die Zeit und gehen über das abgeerntete Maisfeld zum dahinterliegenden Regenwald. Sie wollen wissen, ob er genauso aussieht wie auf unserem Plot. Ja, das tut er. Allerdings mit einer Vielzahl von spektakulären Überraschungen, die sie auf ihrem fast zweistündigen Gang am Waldrand entlang entdecken.
Darunter Passionsblumen samt Blüten und Früchten und Baumtomaten.
Währenddessen genießen die anderen das Mittagessen in „unserem“ Restaurant in Belterra. Dort essen auch die Polizisten von gestern. Sie sind gerne bereit, nochmal ein gemeinsames Foto zu machen.
Aleksander schlägt spontan vor, auf dem Weg zurück einen Abstecher zu einem keinen botanischen Garten mit Blick auf den Tapachós zu machen, der gegenüber dem Landhaus liegt, das Henry Ford für den ehemaligen brasilianischen Präsidenten Getulio Vargas bauen ließ. Der Blick auf den Tapajós und die Landschaft ist beeindruckend.
Kurz nach 14 Uhr treffen alle – auch Reinhard und Jakob – wieder an der Untersuchungsfläche ein.
Jakob berichtet begeistert von seinen botanischen Entdeckungen und dem Erlebten.
Die beiden Marakujas muss Reinhard leider abgeben. Das schleimig-sämige, aber köstliche Innere wird sofort weggeschlürft.
Gerald dazu trocken, wie man ihn kennt: „Ernte 23. Wir glauben an die Macht der Triebe!“
Um 15 Uhr beenden wir plangemäß die Untersuchungen, bauen alles ab und fahren nach Santarém. Die 50 km bis dahin sind ein Katzensprung verglichen mit den Entfernungen, die hier grundsätzlich vorhanden sind.
Abends geht es zu Fuß zu einem etwas außerhalb des Stadtkerns gelegenen Restaurant.
Lucietta, die lokale EMBRAPA-Chefin kommt auch. Sie sebst ist in Brasilien geboren. Ihre Eltern stammen aus Süditalen, von wo aus sie nach dem zweiten Weltkrieg nach Brasilien eingewandert ist. Sie bedauert nicht auch genauso gut Englisch wie Italienisch sprechen zu können.
Das Essen ist hervorragend. Neben verschiedenen Fischgerichten kann man auch Fleisch und vegetarisch essen. Wir genießen die schmackhafte Vielfalt.
Es wird ein fröhlicher Abend, den wir gegen 22 Uhr mit einem gemeinsamen Gruppenfoto und einer herzlichen Verabschiedung beenden.
Trotz der Aktivitäten tagsüber und des guten Essens sind wir aber noch tatendurstig. Diego hat dafür Vorsorge getroffen und eine geeignete Location mit Live-Musik im Zentrum unmittelbar am Amazonas ausgemacht.
Nach einem kleinen Rundgang auf der Strandpromenade gehen wir dorthin und belegen einen Tisch seitlich der Bühne, um unsere Ohren ein wenig vor der lauten brasilianischen Musik zu schützen.
Wir sind alle begeistert von der Musik und der Show, die uns nach den kargen Tagen im Regenwald geboten wird. Was für ein Unterschied! Die Brasilianer feiern das Leben! (Davon können deutsche Miesepeter und Besserwisser eine ganze Menge lernen.)
Reinhold zeigt, dass nicht alle Deutschen so sind und legt eine Tanzeinlage aufs Parkett, die selbst die sambaverwöhnten brasilianischen Augen und Ohren offen stehen lässt!
Langsam wird es Zeit, sich auf den Rückweg zur Basisstation zu machen. Auf der Strandpromenade legen wir einen Stopp und lauschen bei einem letzten Getränk den gut und gefühlvoll vorgetragenen brasilianischen und amerikanischen Songs. Auf Initiative von Reinhold bittet einer der beiden Künstler Reinhard um ein Lied.
Obwohl die fortgeschrittene Zeit ihre Spuren zeigt, freuen sich alle über die freundliche Geste und spenden. Obwohl die Kommunikation umständehalber schwierig ist, kommen wir miteinander ins Gespräch und verabschieden uns nach einem gemeinsamen Gruppenfoto wie von Freunden – Musik verbindet eben!